"Eine Billion Dollar" wird verfilmt

Am 13. Februar 2023 haben Paramount+ und die Produktionsfirma W&B Television (bekannt unter vielem anderen für ihre Serie »Dark«) bekanntgegeben, dass sie gemeinsam die sechsteilige, internationale Serie "Eine Billion Dollar" produzieren, basierend auf meinem gleichnamigen Roman. Gedreht wird auf Deutsch, Englisch und Italienisch, und genau wie im Buch geht es um die ultimative „Was-wäre-wenn-Frage": Was würdest du tun, wenn du mit einem Schlag der reichste Mensch der Welt wärst – allerdings verbunden mit der Prophezeiung, dass du mit diesem Vermögen der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgeben wirst?

Nach dem Erscheinen meines Romans »Eine Billion Dollar« (übrigens war das am 11.9.2001 – je, genau, an DEM elften September) dauerte es nicht lange, bis die ersten Filmleute Interesse an dem Stoff anmeldeten. Ich hatte in der Zeit danach jede Menge Gespräche mit Regisseuren und Produzenten, die den Roman verfilmen wollten, doch letztlich war das große unlösbare Problem immer: Wie soll man einen Fast-Tausend-Seiten-Roman in einen Spielfilm von akzeptabler Länge packen, ohne die Geschichte zur Unkenntlichkeit zu entstellen?

Es bedurfte wahrscheinlich erst des durchschlagenden Erfolgs der Serie »Games of Thrones«, um die Erkenntnis aufdämmern zu lassen, dass das richtige Medium, einen komplexen Roman zu verfilmen, nicht ein einzelner Film, sondern eine Serie aus aufeinander aufbauenden Episoden ist. Ging man mit diesem Ansatz an den Stoff heran, sah es auf einmal machbar aus.

Es dauerte trotzdem noch Jahre, ehe aus dem Vorhaben etwas wurde, denn Filmprojekte scheitern in Deutschland ja nicht daran, dass die Filmemacher nicht wüssten, wie sie’s anpacken sollen, sondern schlicht an der Finanzierung. Der Beginn der Pandemie 2020 war auch nicht gerade hilfreich; tatsächlich musste man eine ganze Weile fürchten, dass auch dieses Projekt scheitert.

Doch im Herbst 2022 begannen dann wirklich und wahrhaftig die Dreharbeiten, in Italien zunächst. (Kenner des Romans werden vor dem inneren Auge haben, um welche Szenen es dabei ging.) Anfang 2023 zog das Team nach Deutschland um, nach Berlin, um genau zu sein, wo man noch bis Ende März drehen wird, ehe die Dreharbeiten im April auf Fuerteventura (Kanarische Inseln) ihren Abschluss finden werden. Es ist ein straffer Zeitplan, aber die Serie soll ab kommenden Herbst eines der Top-Angebote sein, um für die Streamingplattform Paramount+ neue Zuschauer zu gewinnen.

Nennen wir ein paar Namen. Die Köpfe hinter der Produktionsfirma W&B Television, das sind Quirin Berg, Max Wiedemann und Kerstin Nommsen. Regie führen Florian Baxmeyer und Isabell Braak. Hinter den Kameras stehen Yoshi Heimrath, Maximilian Hoever und Marcus Kanter – und vor den Kameras agiert eine hochkarätige internationale Besetzung: Philip Froissant spielt JOHN FONTANELLI, Alessandra Mastronardi FRANCA VACCHI und Oliver Masucci MALCOLM McCAINE. In weiteren Rollen sind Greta Scacchi, Carl Malapa, Stefano Casetti, Orso María Guerrini, Carsten Björnlund, Erdal Yildiz und Vincent Londez zu sehen.

ebd-crew
Das Foto zeigt (v.l.n.r.): Kerstin Nommsen, W&B Television; Lutz Stiba, P+; Andreas Eschbach; Anna-Katharina Brehm, P+; Susanne Schildknecht, P+; Stefan Holtz, Philip Froissant, Florian Baxmeyer, Alessandra Mastronardi, Oliver Masucci, Quirin Berg, W&B Television; Florian Iwersen; Isabell Braak; Steffen Kottkamp, P+

Als Autor des Romans interessiert mich natürlich in erster Linie: Was haben die Drehbuchautoren aus meinem Stoff gemacht? Es war also ein besonderer Moment, als ich Anfang Dezember, in Vorbereitung auf eine Videokonferenz zum Stand des Projekts, die Drehbücher zugeschickt bekam, und ehrlich gesagt habe ich es erst mal ein paar Tage vor mir her geschoben, auch nur die Dateien zu öffnen. Aber der Termin des Gesprächs rückte näher, ich würde etwas dazu sagen müssen, also sagte ich mir, ich schaue wenigstens mal rein, damit ich wenigstens sagen kann, ich habe reingeschaut. Also, vor dem Computer gesetzt und Datei 1 geöffnet, auf Seite 1, angefangen zu lesen …

Und dann konnte ich zu meiner nicht geringen Überraschung gar nicht mehr aufhören zu lesen! Ich las das Drehbuch, sah die Bilder vor mir und wollte wissen, wie es weiterging. Hörte nicht auf, ehe ich nicht alle sechs Folgen durch hatte. Wow, dachte ich, da hat jemand einen echt guten Job gemacht – es sei also lobend erwähnt, dass das Drehbuch von Stefan Holtz und Florian Iwersen stammt (beides Grimme-Preis-Träger).

Entspricht die Handlung des Films der des Buches? Ja und nein. Erstens ist nichts langweiliger als ein abgefilmter Roman: Eine Verfilmung muss das, was ein Roman mit Worten erzählt, mit Bildern nacherzählen, und dafür muss vieles abgeändert werden, damit es funktioniert. Zweitens sind seit dem 23. April 1995, dem Tag, an dem die Handlung des Romans beginnt, fast dreißig Jahre vergangen, und ein heute zu drehender Film muss irgendwie mit dieser Tatsache umgehen. Drittens und vor allem aber wurde mir bei der Lektüre der Drehbücher bewusst, dass die Grundidee von »Eine Billion Dollar« so stark ist, dass sie es verträgt, auf unterschiedliche Weise erzählt zu werden. Es gibt ja schon lange die berühmte vierstündige Hörspielfassung von Leonard Koppelmann, die das getan hat, es gab ein Theaterstück (2009 im Wuppertaler Schauspielhaus), das ich leider nie gesehen habe, das die Geschichte aber zweifellos auch anders erzählt hat. Und nun wird es den Film geben, eine weitere Version.

Im Lauf der erwähnten Videokonferenz lud man mich ein, ob ich nicht Lust hätte, mal die Dreharbeiten mitzuerleben, auch könne man sich bei der Gelegenheit persönlich kennenlernen, und natürlich sagte ich zu. Nach einigem Hin und Her wurde es ein Termin Anfang Februar, ich stieg nach langer Zeit mal wieder in ein Flugzeug, und es war wirklich ein eindrückliches Erlebnis, zu erleben, wie eine Menge kreativer Leute sich minutiös, detailversessen und ohne irgendeinen Aufwand zu scheuen bemüht, eine Geschichte, die ich mir vor über zwanzig Jahren ausgedacht habe, in packende Bilder umzusetzen. Allein schon das Set-Design war der Hammer – und dann, als wir der Regisseurin über die Schulter schauen durften, zu sehen, wie das alles im richtigen Licht und bevölkert mit Schauspielern aussieht: umwerfend.

Ich jedenfalls kann es kaum erwarten, die fertigen Folgen zu sehen. Den Champagner, mit dem wir darauf anstoßen werden, habe ich schon mal kaltgestellt.