Oslo

Es berührt einen eigentümlich, von einem Bombenanschlag an einem Ort zu hören, in dem man noch wenige Wochen zuvor zu Besuch war. Anfang Juni habe ich in Oslo an einem Seminar über Science-Fiction teilgenommen, und ich habe Oslo als überaus angenehme und friedvolle Stadt in Erinnerung, in der das einzig Schreckliche die Höhe von Restaurantrechnungen ist.
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Es berührt einen noch eigentümlicher, wenn man dann Bilder sieht, bei denen man stutzt und sich sagt: "Hey - da war ich doch! Die Straße kenn ich!" Und tatsächlich: Die Bombe ist quasi um die Ecke von dem Hotel detoniert, in dem wir untergebracht waren.

Als ich das feststellte, wusste man noch nichts von dem Massaker, das Breikopf (diese überaus treffende Verballhornung seines Familiennamens habe ich in einem Forenbeitrag gelesen, und um ihm nicht unnötig Ehre anzutun, will ich sie übernehmen) angerichtet hat. Seit ich davon weiß, lese ich Nachrichten nur noch mit äußerstem Unbehagen. Wie hätte man das verhindern können? wird allenthalben gefragt. Nun, die Antwort ist einfach: Dieses Blutbad hätte nicht stattgefunden, wenn derartige Typen sich nicht darauf verlassen könnten, dass die Medien sie anschließend weltberühmt machen. Es ist müßig, über Breikopfs Motive und seine möglicherweise unglückliche Kindheit zu spekulieren, denn das Motiv ist sonnenklar: Die Ermordung von über achtzig Jugendlichen war ein Akt der Propaganda für seine kruden Thesen. Und willfährige Journalisten haben nun tatsächlich nichts Besseres zu tun, als eben diese Thesen in die Welt hinauszutragen - Thesen, die durchaus geeignet sind, andere Breiköpfe da draußen auf dumme Ideen zu bringen.