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Der Film
Schon relativ kurz nach dem - damals weitgehend unbeachtet gebliebenen - Erscheinen der Erstausgabe von "Jesus Video" im Herbst 1998 meldete eine kleine Produktionsfirma namens INDIGO Film GmbH beim Verlag Interesse an, eine Option auf die Filmrechte an dem Stoff zu erwerben. Nach einigen Verhandlungen wurde im Frühjahr 1999 schließlich ein Optionsvertrag geschlossen, was angesichts meines damaligen Status als Autor schon einen beträchtlichen Erfolg darstellte, und dann hörte ich erst mal weiter nichts von der Angelegenheit. Frühere Gespräche mit Leuten vom Film und mit anderen Autoren, die schon einschlägige Erfahrungen mit Verfilmungsprojekten gemacht hatten, ließen es auch geraten erscheinen, mir nicht allzu viel davon zu erhoffen, vor allem nicht, daß es eines Tages tatsächlich einen Film geben würde. Ein Buch von hundert optionierten schafft es, verriet mir jemand. Ich konzentrierte mich also aufs Schreiben meiner nächsten Romane und haderte mit den schlechten Verkaufszahlen des "Jesus Video", von dessen Erfolgsaussichten ich so überzeugt gewesen war.

Dann brach das Jahr 2000 an, die Taschenbuchausgabe erschien bei Bastei-Lübbe und mauserte sich zum Überraschungsbestseller. Plötzlich wurde alles anders. Plötzlich hatte es jeder schon immer gewußt, plötzlich war ich ein bekannter Autor, und im Lauf der folgenden Monate meldete sich so ungefähr die halbe deutsche Filmwelt bei mir, um sich nach den Filmrechten für "Das Jesus Video" zu erkundigen. Gorbatschows berühmtes Zitat wurde nicht nur einmal bemüht, wenn ich die immer gleiche Auskunft gab: Es gibt eine Option darauf, und sie läuft bis Ende 2001.

Die Einzigen, die sich nicht meldeten, waren die Leute von INDIGO Film. Alles, was ich über den Fortgang eventueller Arbeiten erfuhr, wurde mir um drei Ecken herum zugetragen. Ich erfuhr, daß die Firma aus mir heute noch unbekannten Gründen inzwischen RATPACK Filmproduction hieß - na schön, warum nicht. Ich vernahm aus Mitteilungen in der einschlägigen Filmfachpresse, die mir jemand dankenswerterweise zumailte, daß für November 2001 der Drehbeginn für einen Film namens "Das Jesus Video" angesetzt war. Weitere Angaben fehlten. Irgendwann verschwand dieser Hinweis auch wieder aus den entsprechenden Listen laufender oder geplanter Filmprojekte. Es hatte ganz den Anschein, als würde auch diesmal wieder nichts daraus werden.

Doch quasi in letzter Minute, zwölf Tage vor Ablauf der Optionsfrist, nämlich am 19. Dezember 2001, traf ein Fax von ProSieben bei meiner Agentur ein. Man habe mit RATPACK einen Produktionsvertrag geschlossen und übe nunmehr und hiermit die Option auf den Erwerb der Filmrechte an "Das Jesus Video" aus.

Eine Art Weihnachtsgeschenk, oder? Es gab die üblichen Verhandlungen, es wurde ein Vertrag geschlossen, es war wieder Sendepause. Immer noch nicht der leiseste Kontakt zwischen Filmproduzenten und Autor, kein Telefonat, kein Mail, nichts. Nun gut. Man will sich ja nicht aufdrängen. Ich hatte in früheren Gesprächen eine gewisse Skepsis Filmschaffender gegenüber Romanautoren herausgehört, dergestalt, daß erstere letztere im Zweifelsfall eher für Störenfriede halten, die man sich so lange wie möglich so weit wie möglich vom Leib hält. Weil, Romanautoren verstehen nicht nur nichts von Filmen, Drehbüchern und Kosten, sie machen auch aus jedem geänderten Komma ein Drama, ganz zu schweigen davon, was los ist, wenn man eine ganze Figur rauswerfen muß oder einen Handlungsstrang anders gestalten. Aus dem Schweigen schloß ich, daß man jede Menge derartiger Dinge vorhatte und vermutlich jeden Tag mit der Hoffnung begann, der Romanautor möge sich auch heute nicht melden. Da ich, was Verfilmungen anbelangt, die Haltung von Stephen King (der sich ja wohl auskennen dürfte) am überzeugendsten finde - nämlich, daß man als Autor nach dem Verkauf der Filmrechte gut daran tut, dem Buch zwar alles Gute zu wünschen, es ansonsten aber seelisch loszulassen und das Beste zu hoffen, sah ich keinen Grund, mich einzumischen.

Am 26. Februar 2002 kam mir dann nachfolgende Pressemitteilung von ProSiebenzur Kenntnis:

ProSieben verfilmt den Bestseller "Das Jesus Video" / In Marokko startet der Dreh für den aufwändigen Zweiteiler / In den Hauptrollen: Naike Rivelli (Tochter von Ornella Muti), Matthias Koeberlin und Manou Lubowski

Kamera läuft! In Quarzazate haben heute die Dreharbeiten zu dem spannenden Abenteuer-Thriller "Das Jesus Video" begonnen. Autor Andreas Eschbach landete mit seinem 1998 erschienenen gleichnamigen Roman einen Überraschungserfolg. Nun entführt die Verfilmung des 650 Seiten starken Buches auf eine spannende Zeitreise ...

Für die Hauptrollen konnte Regisseur Sebastian Niemann ("7 days to live") die attraktive Tochter von Ornella Muti, Naike Rivelli, sowie Matthias Koeberlin ("Ben & Maria - Liebe auf den zweiten Blick") und Manou Lubowski ("Eine Hochzeit und (k)ein Todesfall") gewinnen. Außerdem mit dabei: Heinrich Giskes, Hans Diehl, Dietrich Hollinderbäumer, Pierre Semmler u.a.

Bei Ausgrabungen in Israel macht der junge Archäologiestudent Steffen (Matthias Koeberlin) eine rätselhafte Entdeckung: ein 2000 Jahre altes Skelett - zusammen mit der Bedienungsanleitung für eine Videokamera, die es noch gar nicht gibt! So absurd es erscheint, doch Steffen wird den Gedanken nicht los: War der Tote ein Zeitreisender, der Jesus Christus gefilmt hat? Aber wo ist das Video? Voller Eifer stürzt sich Steffen in die Recherchen. Allerdings setzt der Finanzier der Ausgrabung, John Kaun (Dietrich Hollinderbäumer), alles daran, ihn von der wissenschaftlichen Analyse des Skeletts fernzuhalten. Das gilt auch für die Untersuchung des ausgeblichenen Briefes, der in dem Plastikbeutel zusammen mit der Bedienungsanleitung gefunden wurde. Mittlerweile strecken machtbewusste Kreise im Vatikan - der so genannte Lucanier-Orden - ebenfalls ihre Fühler nach dem Jesus-Video aus. Der Vorsitzende dieses Geheimbundes, Pater Scarfaro (Hans Diehl), macht sich auf ins Heilige Land ...

Steffen gerät in einen Strudel gefährlicher Machenschaften. Der junge Deutsche macht sich gemeinsam mit der israelischen Ausgrabungshelferin Sharon (Naike Rivelli) und deren Freund Yehoshua (Manou Lubowski) auf die abenteuerliche Suche nach dem Video. Die Fährte führt sie quer durch Israel - dicht gefolgt von ihren skrupellosen Widersachern. Gelingt es ihnen, das Geheimnis des Jesus-Videos zu lüften?

"Das Jesus Video" ist eine Produktion der Rat Pack/Powerrun Filmproduktion GmbH und des GFP Medienfonds GmbH & Co. in Zusammenarbeit mit ProSieben und Kirch Media. Ausführender Produzent ist Christian Becker von der Rat Pack/Powerrun Filmproduktion GmbH, der für ProSieben u.a. den mehrfach ausgezeichneten Thriller "Das Phantom" sowie den erfolgreichen Katastrophen-Thriller "Ratten - sie werden Dich kriegen!" produzierte. Producer ist Simon Happ, die Redaktion liegt bei Katrin Holetzeck. Die Dreharbeiten in Quarzazate und Casablanca dauern voraussichtlich bis 14. Mai 2002.

Das klang nun wirklich ausgesprochen amtlich. Das klang, als ob nach menschlichem Ermessen mit der Entstehung eines Films zu rechnen sei.

(Soweit die Geschichte für den Moment. Irgendwann erzähle ich vielleicht auch mal vom ersten Kontakt mit ProSieben, der Erfahrung, das Drehbuch zu lesen, und wie es mir auf der Presse-Preview des fertigen Films am 14.10.02 in Hamburg erging. )